CAFÉ PHILO FRANCO-ALLEMAND Alain Crouzet / Philippe Touchet

Alain CROUZET, Professeur de philosophie Lycée Franco-allemand de Hambourg
Alain CROUZET, Professeur de philosophie Lycée Franco-allemand de Hambourg
Philippe TOUCHET, Professeur de philosophie Lycée Gustave Monod, Enghien-Les-Bains
Philippe TOUCHET, Professeur de philosophie Lycée Gustave Monod, Enghien-Les-Bains

 Deutsch-Französisches Philosophisches Café mit Alain Crouzet und Philippe Touchet. Simultan-Übersetzung von Svenja Huckle und Lina Beckmann.

Café philosophique franco-allemand avec Alain Crouzet et Philippe Touchet. Traductions simultanées de Svenja Huckle et Lina Beckmann.

 

In Kooperation mit dem Verein Europe, Éducation, École, Sèvres

https://projet-eee.eu/

 

Moderation:

Barbara Barberon-Zimmermann, Intendanz arabesques

Czeslaw Michalewski, Professeur de philosophie, Lycée de Sèvres

Président de l’Association Europe, Éducation, École

 

21.05.2021, Zoom-Konferenz, 17.45–19.30 Uhr. Anmeldung unter info@arabesques-hamburg.de. Eintritt frei.

21 mai 2021, conférence zoom, 17h45–19h30. Inscription sous info@arabesques-hamburg.de. Entrée gratuite.

 

Auch Live-Übertragung auf / Réception du direct : les chaînes EEE Dailymotion ou Youtube : https://projet-eee.eu/diffusion-en-direct-564/

 

COVID-19: ÜBERLEBEN ODER LEBEN?

COVID-19 : SURVIVRE OU BIEN VIVRE ?

„Woher kommt uns dieser unheimlichste aller Gäste?“ Nietzsche, Nachgelassene Fragmente, 1885–1886, 2 [127]

    

     Und was wäre, wenn der bedrückenden Krise um Covid-19 auch das schreckliche Verdienst zukommen würde, uns an etwas zu erinnern, das wir vergessen haben? Dass das Leben nicht im Voraus gegeben ist, sondern dass wir um den Erhalt unseres Lebens in jedem Moment verbissen kämpfen müssen? Wir Abendländer, sogenannte Privilegierte, haben das nach Nietzsche schon seit Jahrhunderten vergessen, Jahrhunderte einer Philosophie des „Ressentiments“ … einer Philosophie, die uns zu gelehrten und vernünftigen Menschen machen wollte, uns jedoch hinterhältig lehrte, uns von unserem Körper, unserer Gesundheit und dem ständigen Einsatz für beide, also für das Leben, abzuwenden. Diese nihilistische Philosophie, die uns genommen hat zu begreifen, was es bedeutet, einen Körper zu haben (oder sogar ein Körper zu sein) – sie umgibt uns nun überall, in der Luft, die wir atmen …

 

     Sicherlich hat uns auch der Kapitalismus die Sache nicht leicht gemacht, der auf zwei schweren Botten angestiefelt kommt: der Nahrungs–mittelindustrie und der Pharmaindustrie. Nicht nur, dass wir trotz Platon weiterhin das Gesunde mit dem Süßen verwechseln und uns von den „Zuckerbäckern“ täuschen lassen, sondern die „Zuckerbäcker“ haben, gesponsert vom Kapital und zum größten Profit der Aktionäre, ihre – vor allem chemischen – Zutaten in unserer Nahrung verteilt. Und wenn der zeitgenössische Mensch, wie der amerikanische Vater des Hygienismus, Herbert Shelton, sagt, „seinen Magen für einen Mülleimer hält“, dann vor allem deshalb, weil es notwendig ist, um jeden Preis die Ware Lebensmittel zu verkaufen und die Investitionen rentabel zu machen. Was die pharmazeutische Industrie betrifft, so bringt sie aus denselben Gründen und mit denselben Mitteln die Arbeit „erfolgreich“ zu Ende...

     

     Aber rührt unsere schuldhafte Nachlässigkeit nicht von einem weniger offensichtlichen und schwerwiegen-deren logischen Fehler her: demjenigen, der darin besteht, dem Mechanischen und dem Chemischen stän-dig Leben einzuhauchen? Nicht zu sehen, wie Hegel sagt, dass die Logik des letzteren viel totalisierender ist als die des ersteren? Selbst Positivisten wie Auguste Comte erkennen an: Eine „überlegene“ Wissenschaft hört nie auf, sich von den „unterlegenen“ Wissenschaften, die ihr vorausgehen, zu lösen, und die Biologie hört nie auf, sich von der Logik der Physik und Chemie zu lösen. Und trägt das tägliche Verhältnis unserer Zeitgenossen zu ihrem Körper und ihrer Gesundheit nicht die tiefen Spuren dieses Reduktionismus? Ist das Leben nicht in erster Linie ein komplexes und zerbrechliches Ganzes, das sich nur durch den ständigen Kampf gegen bakterielle und virale Aggressionen von innen (sowie gegen die der Lebensmittel- und Pharmaindustrie) als Ganzes erhalten kann?

    

      Dennoch: „Zerbrechlich“ bedeutet nicht, dass man sich zögernd und ängstlich in sich selbst zurückzieht. Denn das Leben – so Nietzsche – wird auch von Eroberungswillen getragen, und deshalb liegt es an uns, den Lebenden, diesen Kampf einfach und „kühl“ zu gewinnen. Dann kann die Corona-Virus-Krise trotz allem beginnen, etwas anderes für uns zu werden, wenn sie dazu beigetragen hat, uns „stärker“ und lebendiger zu machen. Müssen wir, um dorthin zu gelangen, nicht erst den Weg dorthin (wieder)finden, was Nietzsche als das „große Ja zum Leben“ bezeichnet?

 

Alain CROUZET

« D'où nous vient ce plus inquiétant de tous les hôtes?
 » Nietzsche, Fragments posthumes, 1885–1886, 2 [127]

 

     Et si la crise oppressante de la Covid-19 avait aussi le terrible mérite de nous rappeler ce que nous avions bien oublié ? Que la vie n’est pas donnée d’avance et qu’il faut se battre pour continuer à vivre, se battre à chaque instant, avec acharnement et obstination. Nous autres Occidentaux, soi-disant favorisés, nous l’avions même oublié depuis des siècles, dit Nietzsche, des siècles de « ressentiment » philosophique … de cette philosophie qui, tout en nous rendant si savants et si raisonneurs, nous a sournoisement appris à nous détourner de notre corps, de notre santé et du combat permanent qu’il faut livrer pour eux, bref de la vie. Or, cette philosophie nihiliste qui nous a désappris ce que c’est qu’avoir un corps (ou même être un corps) est partout dans l’air que nous respirons…

 

Certes, le capitalisme, avec ses gros sabots, avec ses deux gros sabots bien lourds, que sont l’industrie agroalimentaire et l’industrie pharmaceutique, n’a pas arrangé les choses : non seulement, malgré Platon, nous continuons à confondre ce qui est sain avec ce qui est sucré et à nous laisser abuser par les « pâtissiers », mais les « pâtissiers », sponsorisés par le Capital et pour le plus grand profit des actionnaires, ont répandu leurs ingrédients — surtout chimiques — dans toute notre nourriture, et si, comme le dit le père américain de l’hygiénisme, Herbert Shelton, si l’homme contemporain « prend son estomac pour une poubelle », c’est d’abord parce qu’il faut à tout prix écouler la marchandise alimentaire et rentabiliser les investissements. Quant à l’industrie pharmaceutique, pour les mêmes raisons et avec les mêmes moyens, elle finit le travail en beauté…

     

     Mais notre négligence coupable ne provient-elle pas d’une faute logique moins évidente et plus lourde : celle qui consiste à ramener sans cesse la vie vers le mécanique et le chimique ? À ne pas voir, comme dit Hegel, que la logique de la première est bien plus totalisante que celle des deux derniers ? Même les positivistes, comme Auguste Comte, le reconnaissent : une science « supérieure » n’en finit pas de se dégager des sciences « inférieures » qui la précèdent, et la biologie n’en finit pas de rompre avec la logique de la physique et celle de la chimie. Et, en même temps, le rapport quotidien de nos contemporains à leur corps et à leur santé ne porte-t-il pas la marque profonde de ce réductionnisme ? Or, la vie n’est-elle pas d’abord ce Tout complexe et fragile, qui ne peut se maintenir comme Tout qu’en combattant sans cesse, de l'intérieur, les agressions bactériennes et virales (aussi bien d’ailleurs que celles de l’industrie agroalimentaire et pharma-ceutique) ?

 

     Mais « fragile » ne signifie pas non plus replié frileusement et craintivement sur soi-même. Car, selon Nietzsche, la vie est conquérante et, donc ce combat, il nous incombe, à nous, les vivants,  simplement, froidement, de le gagner. Alors la crise du Corona virus pourra, malgré tout, commencer à devenir pour nous autre chose, si elle a contribué à nous rendre « plus forts » et plus vivants. Mais, pour en arriver là, ne nous faut-il d’abord (re)trouver le chemin de ce que Nietzsche appelle le « grand Oui à la vie » ?

 

Alain CROUZET



DISKUSSION

DISCUSSION


Als Antwort auf den Ansatz von Alain Crouzet möchten wir die Idee vorbringen, dass die Pandemie nicht nur Veränderungen in der Konzeption des Lebens erfordert, sondern auch Umbrüche in unserer politischen Auffassung des Lebens. Wir werden drei mögliche Umbrüche festhalten. 

 

    In Anlehnung an die Analyse von Hans Jonas in seinem Werk Das Prinzip Verantwortung verstehen wir, dass das Leben wieder zu einem absoluten Wert wird oder werden muss, zu einem nicht verhandelbaren Menschenrecht, unabhängig von jeglichem Kalkül, jeglicher Manipulation, jeglicher ökonomischer Instrumentalisierung. Die Politik könnte so in die Lage versetzt werden, ihre „Seele“ zu retten und ein legitimes und autonomes Ziel zu finden – anstatt sich in der Ökonomie des Austausches, der Vermarktung von Werten, dem Management konvergenter oder divergenter Interessen zu verlieren.  

 

     In der Tradition von Hegels Grundsätzen der Rechtsphilosophie zwingt uns die Pandemie dazu, das Verhältnis zwischen Individuum und Staat neu zu über-denken. Die Pandemie zwingt den Einzelnen, sich wie-der auf seine kollektive und politische Verantwortung zu besinnen, denn niemand kann sich selbst retten, ohne alle anderen zu retten.  Er muss die Herrschaft über seine eigenen Angelegenheiten unterbrechen, sich wieder dem Leben der Gemeinschaft anschließen, nicht aus Interesse, sondern um ihrer selbst willen.  Die politische Verantwortung muss wieder zur subjektiven Moral eines jeden Einzelnen werden. 

   

     Wir können besser verstehen, wie der Staat sein Wesen und seine Aufgabe ändern muss: Vom einfachen Verwalter „der bürgerlichen Gesellschaft“, zu dem er geworden ist, vom einfachen Diener konvergierender oder divergierender Interessen muss er wieder zum Träger und Verteidiger des Gemeinwohls werden – desjenigen, das die gesamte Gemeinschaft will, da alle Bürger, ohne Ausnahme, gerettet werden müssen.

 

Philippe TOUCHET

En réponse à la démarche d’Alain Crouzet, nous souhaitons avancer l’idée que la pandémie exige non pas seulement des modifications dans la conception de la vie, mais des bouleversements dans nos représentations politiques de la vie. Nous retiendrons trois boule-versements possibles. 

 

     Dans la lignée de l’analyse de Hans Jonas dans son ouvrage le Principe responsabilité, nous saisissons que la vie devient ou doit redevenir une valeur absolue, un droit non négociable de l’humain, indépendant de tout calcul, de toute manipulation, de toute instrumentation économique. La politique trouve peut-être là l’occasion de sauver son âme, de se ressourcer dans un but légitime et autonome, au lieu de se perdre dans l’économie des échanges, la marchandisation des valeurs, la gestion des intérêts convergents ou divergents.

 

     Dans la lignée de Hegel dans son ouvrage Principes de la philosophie du droit, la pandémie nous contraint à repenser le rapport de l’individu et de l’Etat.  La pandémie oblige l’individu à considérer à nouveau sa responsabilité collective et politique, puisque nul ne peut se sauver sans sauver tous les autres. Il doit interrompre le règne de ses affaires, adhérer à nouveau à la vie de la communauté, non par intérêt, mais pour elle-même. La responsabilité politique doit redevenir la moralité subjective de chacun.

 

     Nous saisissons mieux comment l’Etat doit changer de nature et de mission : de simple administrateur de « la société civile » qu’il est devenu, de simple serviteur des intérêts convergents ou divergents, il doit redevenir le porteur et le défenseur du bien public – celui qui veut la communauté totale, puisque tous les citoyens, sans exception doivent être sauvés.

 

Philippe TOUCHET


Das Programm wurde vorbereitet unter Mitwirkung und Unterstützung von :

Programme préparé avec le concours, la participation et le soutien de:

 

Barbara BARBERON ZIMMERMANN Présidente de l'Association arabesques, Hambourg

Alain CROUZET Professeur de philosophie au Lycée franco-allemand de Hambourg

Czeslaw MICHALEWSKI Professeur de philosophie, Lycée de Sèvres

Président de l’Association Europe, Éducation, École

Philippe TOUCHET Professeur de philosophie en CPGE, Lycée Gustave Monod, Enghien

Formateur académique - Coordonnateur à la formation continue pour l’académie de Versailles 

 

Live-Übertragung / Réalisation, diffusion en direct et production : 

Jean-Luc GAFFARD Co-fondateur du Projet Europe, Éducation, École

Keven AKYUREK Assistant de production multimédia auprès du Projet EEE

 

Detaillierter Programmablauf / Programme détaillé du déroulé : http://www.coin-philo.net/eee.20-21.Cafe_Philo_Franco-Allemand_Crouzet_A_Touchet_Ph.php